C.M. Hutschenreuther
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C.M. Hutschenreuther


.....Gerade einmal 18 Jahre jung war Carolus Magnus Hutschenreuther als ihn 1812 sein Weg nach Hohenberg führte.

Geboren am 9. April 1794 im thüringischen Wallendorf als 15. Kind des Porzellanmalers und Fabrikanten Johann Heinrich
Hutschenreuther, verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Porzellanartikeln wie Pfeifenköpfen, Türkenbechern
und Ähnlichem. In Ostbayern, aber vor allem in den böhmischen Bädern dürften sich wohl seine Hauptabnehmer befunden haben.

Wie so oft im Leben hat auch hier die Liebe die entscheidende Rolle gespielt. Bei einem Besuch seiner Verwandten, des
Oberförsters Ernst Ludwig Reuß und dessen Ehefrau Justina, geb. Böhner, auf der Burg Hohenberg, lernte er deren Tochter
Johanna kennen.

Als Kenner der hiesigen Gegend konnte Oberförster Reuß dem jungen Hutschenreuther, der nicht nur die Kunst des
Porzellanmalens von seinem Vater erlernt hatte, sondern dem auch das Wissen um die Zusammensetzung und Herstellung des
"weißen Goldes" bekannt war, Vorkommen dieser "weißen Erde" zeigen.

Insgeheim führte Hutschenreuther damit Versuche durch. Das erzielte, vielversprechende Ergebnis hat dann wohl zu dem Entschluss
geführt, hier in Hohenberg selbst Porzellan herstellen zu wollen. Bis zur Verwirklichung dieses Planes war es aber noch ein langer
und steiniger Weg.

1814 stellte ihm Oberförster Reuß Räume in der Burganlage zur Verfügung, in denen er zunächst begann weißes Porzellan zu
bemalen. Es folgte eine Zeit, in der viele administrative und bürokratische Hindernisse zu überwinden waren. Mehr als 6 Jahre hat es
gedauert seit der ersten Eingabe vom 10. September 1816 mit der "Bitte um Erteilung einer Konzession zur Errichtung einer
Porzellanfabrik in Hohenberg" bis zu deren Genehmigung am 7. November 1822.

In diese Jahre fällt seine Hochzeit mit Johanna Maria Barbara Reuß ( 22. Dezember 1816) und der Erwerb von Grundstück
und Gebäude eines stillgelegten Alaunwerkes "auf der Freundschaft" in Hohenberg, wo bis heute die Porzellanfabrik
Hutschenreuther steht. Es spricht für den Pioniergeist und den Unternehmersinn von Hutschenreuther, dass er sich durch die vielen
Ablehnungen seiner Anträge, Nachweisforderungen seiner Qualifikation und seiner finanziellen Situation, sowie Einsprüchen von
Seiten der kgl. Porzellanmanufaktur und der 4 örtlichen Hammerwerke nicht entmutigen ließ.

Mit Erlangen der Konzession aber waren die Startschwierigkeiten längst nicht überwunden. Galt es doch mit den vorhandenen
Mitteln einen kleinen Brennofen zu errichten und Arbeiter zur Herstellung anzulernen. Das Mischen der Rohstoffe und die
Beaufsichtigung des Brennens dürfte Hutschenreuther in dieser Zeit wohl selbst durchgeführt haben um die Kenntnisse darüber für
sich zu bewahren. Auch die Dekoration und der Vertrieb der Ware wird in dieser Anfangsperiode wohl hauptsächlich durch ihn
selbst erfolgt sein.

So ist es nicht verwunderlich, wenn die Porzellanfabrikation in Hohenberg in der Anfangszeit wohl wenig Gewinn erbrachte. Erst mit
der Errichtung eines weiteren Brennofens, den Bau einer größeren, mit Wasserkraft betriebenen Massemühle an der Eger (1841 )
und der Beschäftigung mehrerer Maler bzw. den Verkauf von weißer Porzellanware an selbständig arbeitende Maler, hat wohl den
finanziellen und auch technisch - qualitativen Durchbruch gebracht.

Am 10. November 1845 stirbt Carolus Magnus Hutschenreuther.

Die Fortführung der Firma obliegt von da an der Witwe Johanna, zusammen mit ihren Söhnen Lorenz und Christian. Aber auch
die folgenden Jahre sind von großen Herausforderungen gekennzeichnet. 1849 vernichtet ein Brand große Teile der Fabrik.
Unverzüglich und mit großer Tatkraft wird mit dem Wiederaufbau begonnen. Lorenz Hutschenreuther nimmt 1856 seinen Anteil
am Unternehmen heraus und beginnt eine eigene Porzellanfertigung im benachbarten Selb.

Im Jahr 1860 übergibt Johanna Hutschenreuther die Leitung der Fabrik an ihren Sohn Christian, und den Schwiegersöhnen
Philipp Auvera und Heinrich Wolf
. In diesen Zeitraum fallen neben dem Ausbau der Kollektion nicht nur reichhaltige
Verzierungen mit Ornamenten, sondern auch erste Versuche, Ornamente und Kanten mit Hilfe von Flusssäure in das Porzellan zu
ätzen.

Als 1877 Christian Hutschenreuther stirbt, tritt sein Sohn Albert in die Leitung der Firma ein. Ihm ist neben der Umstellung des
Werkes von Holz - auf Kohlefeuerung vor allem auch die Entwicklung der Kobaltdekoration anzurechnen. Zusammen mit Hugo
Auvera
, dem Sohn Philipps, wandelt er 1904 das Familienunternehmen in eine Aktiengesellschaft um. Die Porzellanfabriken M.
Zdekauer in Altrohlau und C. Tilsch & Co. in Altwasser ( Schlesien ) werden erworben. Bereits um 1880 hatte Kommerzienrat
Auvera die von Lorenz Christof Äcker 1838 / 1839 in Arzberg gegründete Porzellanfabrik ( auf dem Gelände steht heute ein
Supermarkt ) erworben. Zusammen mit der Kunstabteilung in Dresden (eine Verschmelzung von 3 Porzellanmalereien), der
Neugründung einer Zahnfabrik in Radeberg bei Dresden (Saxonia), und dem Lithinwerk Steinfels mit den Kaolingruben und
Pegmatitvorkommen gehören 1921 sieben Werke zur AG.

Die Werke in Schlesien, Böhmen und Sachsen gehen im 2. Weltkrieg (1945 ) verloren. Auch die Fabriken in Hohenberg und
Arzberg erleiden umfangreiche Kriegsschäden. Schätzungen gehen davon aus, dass das Hohenberger Unternehmen ca. 80 %
seiner Substanz verlor. Unter der Führung der Direktoren Heckmann und Purucker, sowie des Betriebsleiters Kurt Schwandt
wurde unverzüglich mit dem Aufbau und der Produktion begonnen. Den enormen Aufbauwillen zeigt die Tatsache, dass bereits
Ende 1945 wieder einfach dekorierte Service das Werk verließen.

Es war im Jahr 1969, als die Unternehmen Lorenz Hutschenreuther in Selb und C.M. Hutschenreuther in Hohenberg in ein
gemeinsames Unternehmen, der Hutschenreuther AG, zusammengeführt wurden. Die AG erhielt ein einheitliches Warenzeichen.
Es zeigt den Löwen von Lorenz Hutschenreuther und die Jahreszahl 1814, das Gründerjahr von C.M. Hutschenreuther. Im Werk
Hohenberg der Hutschenreuther AG wurde weiterhin, getreu dem Anliegen des Firmengründers " ein Porzellan herzustellen,
welches keinem anderen in Deutschland an Güte und Feinheit nachsteht " dünnwandiges, hochwertiges Porzellan mit feinster
Dekoration gefertigt, welches zu den Spitzenprodukten der Welt zählte.

Im Rahmen unternehmenspolitischer Planungen erfolgte auf Grund der örtlichen Gegebenheiten, und nicht zuletzt wegen der
Qualifikation der Belegschaft, ab 1989 die Umstellung der Fertigung von Hartporzellan auf das anspruchsvolle "Bone China".

Bedingt durch die Rezession in der keramischen Industrie wurde das Werk Hohenberg Mitte 1997 geschlossen und an den
Hamburger Kaufmann Bernd T. Dibbern verkauft. Dibbern erkannte das Potential und die Marktchancen des im Werk
Hohenberg hergestellten Spitzenprodukts und nahm die Produktion bereits Ende 1997 wieder auf. Alleine im Werk Hohenberg sind
heute wieder ca. 80 Mitarbeiter beschäftigt. Die positive Entwicklung gibt zur Hoffnung Anlass, dass das Werk auch weiterhin
erhalten bleibt und sich durch unternehmerische Weitsicht und Mut die Erfolgsstory Hutschenreuther wiederholen könnte.

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Quellnachweis: Hutschenreuther Jubiläumsschriften 125 Jahre, 150 Jahre, 175 Jahre.
Diese Seite wurde zuletzt geändert am 27.02.01
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